Welpenfütterung – Was gibt es zu beachten?

Welpenfütterung - Religion oder Wissenschaft?

Wenn es um die Fütterung von Hund und Katze geht, stoßen oft sehr konträre Meinungen aufeinander und viele neue Besitzer von einem Hunde- oder Katzenwelpen sind von der schieren Auswahl und der vielen teils aggressiv vertretenen Meinungen schlicht überfordert.

Ich höre sehr oft wie angeblich Experten ‚nur dieses eine Futter’ empfehlen und alles andere schlicht als schlecht und unverantwortlich abtun. Als Tierarzt kommt es einem oft so vor, als würden dort religiöse Ansichten geteilt und nicht wissenschaftlich belegte Empfehlungen.

Daher wollte ich hier einmal meine Erfahrungen und einiges an wissenschaftlichem Hintergrund dazu teilen, um mit einigen Vorurteilen aufzuräumen und neuen Welpenbesitzern etwas Klarheit zu verschaffen.

 

Welpen haben generell andere Ansprüche an ihre Nahrungsbestandteile, als erwachsene Hunde und haben auch weniger Reserven im Körper um längere Zeiten eines Mangels auszugleichen.

Einige der wichtigsten Nährstoffe möchte ich im Folgenden einmal erläutern.

Der Energiegehalt - Ist mein Welpe zu dick oder zu dünn?

Zuerst einmal der Energiegehalt. Energie wird in Form von Kilokalorien gemessen und sollte ausreichend mit der Nahrung aufgenommen werden, um eine generelle Unterernährung zu verhindern. Dann sind die Welpen zu dünn, bekommen oft struppiges Fell und es kann so weit kommen, dass sie an Abmagerung sterben. Letzteres kommt zum Glück hierzulande nicht oft vor, man sollte aber auch de Folgen einer moderaten Mangelernährung nicht unterschätzen, denn Welpen brauchen für eine ausreichende Versorgung der Organe genug Energie und Langzeitfolgen wie chronischer Durchfall und ein schlechtes Immunsystem können die Folge sein.

Aber auch eine Überversorgung mit Nährstoffen sollte vermieden werden! Wenn Welpen zu schnell zu viel zunehmen belastet dies die Knochen auf eine unnatürliche Weise und Gelenkschäden, sowie Fehlstellungen und Knochenhautentzündungen können die Folge sein. Diese Gelenkschäden bemerkt man oft erst im Erwachsenenalter, wenn die Tiere aufgrund ihrer Fehlentwicklung lahm gehen und schlimmstenfalls eine lebenslang zu therapierende Lahmheit entwickeln.

Aber wie erkenne ich ob mein Welpe zu dick oder dünn ist?

Am besten lässt man sich eine Wachstumskurve vom Tierarzt anfertigen. Hierfür benötigt man das wahrscheinlich irgendwann erreichte Endgewicht des Welpen (bei reinrassigen Hunden ist das das Gewicht des gleichgeschlechtlichen Elterntieres àalso bei Rüden der Vater und bei Hündinnen die Mutter), um dann eine Kurve zu zeichnen in welchem Gewichtsrahmen der Welpe sich bewegen sollte. Bei Mischlingen muss man dies schätzen.

Eine andere Möglichkeit ist die kontinuierliche Überprüfung des Body Condition Scores. Hierfür beurteilt man die äussere Form des Hundes, um zu unterscheiden, ob sich alles im Normalbereich bewegt oder ob Über- oder Untergewicht droht. Am besten fühlt man dabei die Rippen ab und beurteilt, ob man sie leicht fühlen kann ohne zu viel zu drücken. Wenn man Schwierigkeiten hat die Rippen zu ertasten – ist der Hund oder die Katze übergewichtig. Fühlt man die Rippen allerdings sofort und es fühlt sich an wie ein Waschbrett – sind sie zu dünn.

Hier einmal ein Link für eine gute Beschreibung des Body Condition Scores.

Das Kalzium:Phosphorverhältnis

Das Nächste auf das man achten muss, ist die Kalzium und Phophorversorgung. Diese beiden Mineralstoffe sind besonders wichtig für die Entwicklung der Knochen! Ich habe schon Welpen gesehen, die mit einem falschen Verhältnis gefüttert wurden und sich dadurch mehrere Knochen auf einmal gebrochen haben, da der Knochen zu wenig Kalzium einlagern konnte und dadurch ganz weich wurde. So ein Prozess ist nicht wieder rückgängig zu machen und müssen erlöst werden! Dabei sind nicht nur die Mengen wichtig! Sondern auch das richtige Verhältnis!

Das Verhältnis sollte 1,2-1,5 (Kalzium) :1 (Phosphor)sein. Auch die Mengen sind nicht zu unterschätzen, da Welpen wirklich viel Kalzium brauchen! Oft sogar 2-3 mal so viel wie ein erwachsener Hund! Dadurch wird auch klar, warum nicht einfach Futter für erwachsene Hunde gegeben werden sollte!

Welche Futtersorte ist gut?

Allgemein kann man sagen, dass es nicht ‚das EINE’ gute Futter für unsere Welpen gibt. Es ist immer wichtig das richtige Futter für Ihren Welpen zu finden.

Ich vertraue dabei auf große Futtermarken, die schon Jahrzehnte auf dem Markt sind und durch viel Forschung kontinuierlich an einer steten Verbesserung der Inhaltsstoffe arbeiten.

Die Inhaltsstoffe der verschiedenen Futtersorten sind nicht immer alle auf den Futtersäcken angegeben. Der Gesetzgeber schreibt dies nicht vor und deshalb ist es auch so schwierig zu beurteilen, ob ein Futter gut oder schlecht ist. Wichtig ist, dass man darauf achtet, dass das Futter als Alleinfuttermittel für Welpen deklariert ist – damit ist schon mal gesichert, dass das Futter alles enthält, was ein wachsender Welpe benötigt. Trotzdem kann es passieren, dass Stoffe zwar enthalten sind, aber nicht verwertet werden können, da Studien zu dem Futter nicht durchgeführt wurden. Oder ein Stoff ist zu viel enthalten und kann dadurch schlimme Organschäden verursachen.

Daher empfehle ich immer die Marken, von denen ich weiß, dass viele Studien zur Verdaulichkeit und Zusammensetzung durchgeführt wurden, obwohl andere gute Futtersorten definitiv existieren.

Vorsicht würde ich auch bei zu günstigen Futtersorten walten lassen, da die Welpen diese erfahrungsgemäß oft nicht so gut vertragen.

Bei seinem Welpen sollte man auf die Kotqualität, die Fellbeschaffenheit und den allgemeinen Gesundheitszustand achten, um eine Einschätzung über die Verträglichkeit und Verdaulichkeit des Futters zu haben.

Einen Mangel an Nährstoffen, kann man so jedoch nicht ohne weiteres herausfinden.

Wichtig ist daher zu wissen, dass man eventuell bestehende Mängel in der Fütterung, nicht durch eine simple Blutuntersuchung, wie sie oft durchgeführt werden, aufdecken kann. Der Körper speichert lebenswichtige Stoffe in den Organen. Erst wenn diese Reserven bis aufs Letzte ausgeschöpft sind, sieht man einen Mangel bei einer Blutuntersuchung. Dann ist es allerdings meist schon zu spät und Spätfolgen können nicht verhindert werden.

Daher ist es so wichtig gleich von Anfang an ein gutes Futter zu wählen, welches den kompletten Nährstoffbedarf eines Welpen deckt.

Mängel können nämlich die unterschiedlichsten Krankheiten auslösen und werden erst sehr spät bemerkt, sodass es oft zu irreversiblen Schäden gekommen ist.

Was sollte nicht im Welpenfutter enthalten sein?

Vorsichtig wäre ich immer bei zu bunten oder zu stark aromatisierten Futtersorten. Das deutet auf zu viele Aromastoffe, Farbstoffe und Konservierungsstoffe hin. Diese Stoffe können Unverträglichkeiten auslösen und sind generell nicht gesund.

Auch der Salzgehalt sollte nicht zu hoch sein, da zu viel Salz die Nieren schädigen kann.

Ich bin auch immer vorsichtig mit Futtersorten, die eine zu lange Inhaltsstoffliste haben. Viele Futtersorten enthalten viele unnötige Zusätze von Kräutern über Früchte, Nüsse, Zuatzstoffe u.v.m. Diese Stoffe sind nicht per se schlecht, allerdings auch oft unnötig und dadurch auch schwieriger zu verdauen und die Möglichkeit eine Unverträglichkeit oder eine Allergie zu entwickeln ist damit auch höher.

 

Wie oft füttern?

Bei der Ernährung von Welpen ist es auch sehr wichtig zu wissen, dass Welpen mehrmals täglich ihr Futter bekommen sollten. Das ist wichtig, um den Magen-Darm-Trakt nicht mit zu viel Futter auf einmal zu überfordern und durch viele kleinere Mahlzeiten eine Übersäuerung des Magens zu vermeiden.

Zu Anfang empfiehlt es sich auch unbedingt das gleiche Futter wie vom Züchter zu nehmen, da der Magen-Darm-Trakt des Welpen daran gewöhnt ist und eine abrupte Umstellung im Zusammenhang mit dem Stress des Umzugs oft zu Durchfällen und Erbrechen führen kann. Wenn dann ein anderes Futter gewählt werden sollte, dann sollte man das Futter unbedingt langsam umstellen und die Menge des neuen Futters langsam in 5-10% Schritten erhöhen. Für diese Umstellung sollte man 1-2 Wochen einplanen. So sollte man auch von der Umstellung von Welpen- zu Erwachsenenfutter vorgehen.

Wie lange sollte man Welpenfutter füttern?

Generell gilt, dass erst von Welpen- auf Erwachsenenfutter gewechselt werden sollte, wenn die Katze oder Hund ausgewachsen ist. Da dieser Zeitpunkt bei jeder Rasse anders ist, sollte man sich zuvor gut informieren. So ist eine normale Europäische Kurzhaarkatze meist mit einem ¾ Jahr ausgewachsen, während Maine Coons oft erst mit 1,5 Jahren ihr Endgewicht erreicht haben. So verhält es sich auch beim Vergleich eines Yorkshire Terriers (ausgewachsen mit 7-8 Monaten) mit einer Deutschen Dogge (ausgewachsen mit 1,5-2 Jahren).

Wie viele Leckerlis darf mein Welpe haben?

Leckerlis sind nicht ausgewogen in ihrer Nährstoffzusammensetzung und bringen somit bei einer zu großen Menge die Versorgung durcheinander. Daher sollten die Leckerlis nicht mehr als 5-10% der gesamten Futtermenge ausmachen, um einer Mangelversorgung vorzubeugen. Wenn man noch mehr Belohnungen braucht, sollte das normale Futter als Leckerli verwendet werden.

 

Ich hoffe ich konnte mit diesem Artikel etwas Licht ins Dunkel bringen 🙂 Alles Liebe, eure Dr. Wiese

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